Diese drei Erkenntnisse hätte ich gerne vor meiner ersten Folgeschwangerschaft gehabt – Teil 3
17.09.2024
Kategorie(n): Regenbogenschwangerschaft | Ängste, Trigger, Trauma | Kleine Geburt | Stille Geburt
Hier kommt nun meine dritte Erkenntnis, die ich nach drei Folgeschwangerschaften mit dir teilen möchte. In den ersten beiden Beiträgen ging es darum, sich von der Meinung anderer unabhängig zu machen und die Energie fokussiert zu halten.
Heute spreche ich darüber, wie das Ganze praktisch aussieht. Dabei geht es um Grenzen ziehen und die innere Haltung dazu. Leider ist es so, dass nur wenige Menschen wirklich Grenzen ziehen können und sehr viele sich schlecht fühlen, wenn sie ein klares Nein gegenüber ihren Mitmenschen äußern.
Aber was sind diese Grenzen überhaupt?
Ich möchte dir meine Definition vorstellen, damit du weißt, worüber ich hier überhaupt spreche.
Grenzen sind die eigenen internen red flags. Ein „bis hier und nicht weiter, weil ich mich sonst unwohl fühle“. Der Bereich des Unwohlseins ist dabei ein Spektrum, das von einem leichten Unwohlsein bis hin zu einer Panik-und Stressreaktion führt.
Es geht bei diesen Grenzen um deine körperlichen, emotional-psychischen und persönlichen Grenzen. Zu letzterem zählen z.B. eigene Werte. Bin ich z.B. Veganer*in, wäre meine Grenze sicherlich erreicht, wenn mich jemand bittet, beim Kochen das Fleisch zuzubereiten.
Die allererste Frage ist: Kennst du deine eigenen Grenzen überhaupt oder ist das nur so ein schwammiges Etwas in dir? Wenn nicht, dann nimm dir jetzt – oder nachdem du zu Ende gelesen hast – unbedingt Zeit und arbeite deine Grenzen einmal heraus. Mach das gern schriftlich!
In der Praxis ist es häufig so, dass das Ziehen und Einhalten – also ich sorge dafür, dass meine Grenze nicht übergangen wird – als übertrieben bis hin zu egoistisch bezeichnet wird.
„Hab dich doch nicht so! „
„Die meint es doch nur gut.“…
Dir fallen sicher auch einige Sätze ein.
Mit solchen Sätzen kann man leicht verunsichert werden und die eigenen Grenzen werden in Frage gestellt. Gaslighing par excelance.
Dabei ist es nicht egoistisch, klare Grenzen zu setzen, sondern eine Form gesunder Selbstfürsorge. Ich nehme mich, meine Gefühle und Bedürfnisse wichtig und gebe meinem Gegenüber auch deutlich zu verstehen, woran er bei mir ist. Sie schaffen also auch immer Klarheit und sorgen dadurch für ein authentisches Miteinander.
Grenzen schützen! Sie schützen mich, aber auch die Personen um mich herum, die sich über meine Grenzen in Beziehung zu mir erfahren können und mich damit auch besser verstehen.
Wie du im zweiten Teil dieses Blogtextes schon erfahren hast, ist es in der Folgeschwangerschaft wichtig, die körperliche und emotionale Zusatzlast so gering wie möglich zu halten. Hier hilft es, wenn du klar darin bist, deine Grenzen zu setzen und sie zu wahren.
Lass uns hier einmal genauer hinsehen, was Grenzen ziehen im Kontext der Folgeschwangerschaft bedeutet.
Körperliche Grenzen setzen: Dein Körper kann in einer Folgeschwangerschaft stark beansprucht werden. Häufig ist es nämlich so, dass eine Folgeschwangerschaft sehr viel früher nach der stillen oder kleinen Geburt stattfindet als eine Schwangerschaft nach einem lebend geborenen Kind. Dein Körper hatte daher nur wenig Zeit, sich zu regenerieren und zurück zu bilden.
Es ist entscheidend, dass du auf die Signale deines Körpers hörst und dir ausreichend Ruhe gönnst. Wenn dein Körper dir signalisiert, dass er eine Pause braucht, dann nimm diese Zeit ernst und erlaube dir, dich auszuruhen. Dies kann bedeuten, dass du bestimmte Verpflichtungen absagen musst oder Unterstützung von anderen annehmen solltest. Auch wenn das unangenehm erscheint, ist es richtig. Scheiß drauf, was andere sagen. Die richtigen Menschen werden es verstehen und am wichtigsten ist, dass du es verstehst. Ich mag den Spruch sehr: „Jedes Nein ist ein Ja zu dir“.
Emotionale Grenzen setzen: Deine emotionale Selbstfürsorge ist ebenso wichtig. Eine Folgeschwangerschaft bringt Ängste und Unsicherheiten mit sich, die sehr belastend sein können. Es ist völlig in Ordnung, dich von Menschen oder Situationen fernzuhalten, die dir nicht gut tun oder die deine emotionale Belastung erhöhen. Das kann bewusst oder auch unbewusst von ihnen ausgehen.
Im Kern geht es aber darum, dass ihre eigenen Ängste dich verunsichern und blockieren oder dass sie deine Entscheidungen in Frage stellen und kritisieren. Vielleicht sind es aber auch die unempathischen Aussagen über dein Sternenkind und deinen Verlust.
Kommuniziere an dieser Stelle ganz klar deine Grenzen und versuche dich nicht in Diskussionen verwickeln zu lassen. Dies könnte bedeuten, dass du dich aus Gesprächen zurückziehst, die dir schwer zusetzen oder den Kontakt eben komplett meidest. Es ist wichtig, dass du dich nicht unter Druck setzt und dir erlaubst, diese Grenze zu ziehen.
Jedes Nein ist ein Ja zu dir.
Stattdessen solltest du gezielt das suchen, was dir emotionalen Halt gibt und dich stärkt. Was sind deine Ressourcen in dieser Zeit? Dazu gehören besondere Menschen und Dinge, die dir gut tun und dich bestärken.
Zuletzt folgt noch der
Umgang mit Fachpersonen:
Körperliche Grenzen darfst du ebenfalls ziehen, wenn es um Interventionen in deiner Folgeschwangerschaft geht. Alles, was an dir gemacht wird, braucht dein Einverständnis, von Blutdruckmessen bis zur Einleitung. Hier kann es sinnvoll sein, sich davor zu überlegen, welche Punkte in der Vorsorge dir wichtig sind, damit du diese entsprechend vor dem medizinischen Fachpersonal kommunizieren kannst. Nimm hier auch immer deine*n Partner*in mit, der dich unterstützt (was beim Kontakt mit Ärzt*innen sehr hilfreich sein kann).
Mit Hilfe des VRANNI Musters kannst du das Für und Wider einer jeden Intervention beleuchten. Frage deine*n Ärzt*in nach den
V orteilen
R isiken
A lternativen
N otfall der vorliegt
N ichts tun als Option
und der letzte Buchstabe ist für dich. Was sagt deine
I ntuition
Besonders in einer Folgeschwangerschaft ist es wichtig, dass du deine Bedürfnisse und Grenzen klar kommunizierst – sowohl gegenüber Ärzten als auch anderen Fachpersonen, die dich begleiten. Habe den Mut, Fragen zu stellen, deine Bedenken zu äußern und klar zu sagen, was du brauchst und was nicht. Es ist dein gutes Recht, eine einfühlsame und respektvolle Betreuung zu verlangen, die deine Sorgen ernst nimmt und dich auf deinem Weg unterstützt. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Bedürfnisse nicht ernst genommen werden oder du dich nicht gut aufgehoben fühlst, zögere nicht, eine zweite Meinung einzuholen oder das Gespräch zu beenden. Dein Wohlbefinden sollte immer an erster Stelle stehen.
Indem du diese Grenzen setzt und klar kommunizierst, schaffst du nicht nur einen sicheren Raum für deine eigene Heilung, sondern auch eine solide Grundlage für die kommende Zeit mit deinem Regenbogenbaby. Denke daran, dass Abgrenzung kein Zeichen von Egoismus ist, sondern von Stärke und gesunder Selbstfürsorge. Nur wenn du gut für dich selbst sorgst, kannst du die bestmögliche Mutter für dein Baby sein und die Herausforderungen der Folgeschwangerschaft mit Zuversicht und innerer Stärke meistern.
Fazit:
Ich wünsche dir, dass du die drei Erkenntnisse der letzten Beiträge direkt in deiner Folgeschwangerschaft umsetzen kannst. Ohne Struggle, Fragezeichen und hinderliche Gedanken in deinem Kopf. Glaube mir, nach drei Folgeschwangerschaften kommt vieles immer auf diese drei Punkte zurück:
- Es gibt viel Meinung und wenig Wissen zur Folgeschwangerschaft
- Meide Energieräuber
- Ziehe klare Grenzen
Im Umkehrschluss bedeutet es folgendes für die Schwangerschaft nach einem Verlust:
- Suche dir die Menschen, die wirklich einen Plan haben und verlass dich auf dich selbst
- Suche dir Menschen, die dir gut tun und achte auf ausreichend Pausen
- unempathische Sprüche, Kritik und unüberlegte Interventionen haben in der Folgeschwangerschaft nichts verloren. Drop it like its hot!
Wenn du dir diese drei Punkte zu Herzen nimmst, bin ich mir sicher, dass deine Folgeschwangerschaft damit schon ein gutes Stück einfacher wird.
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