Umgang mit Ängsten in der Folgeschwangerschaft nach einem Sternenkind: Was hilft und was nicht?

11.09.2023

Kategorie(n): Ängste, Trigger, Trauma | Regenbogenschwangerschaft | Umgang mit dem Umfeld

Der Verlust des eigenen Kindes in der Schwangerschaft ist eine der schmerzhaftesten Erfahrungen, die Eltern durchleben können. Häufig stirbt der Kinderwunsch nicht mit dem Kind. 60–80 % der Paare folgen ihrem weiterhin bestehenden Kinderwunsch und werden innerhalb von 12–18 Monaten schwanger.

Wenn sich nach einem solchen Verlust eine Folgeschwangerschaft ankündigt, kann dies mit einer Vielzahl von Ängsten und Sorgen einhergehen. Der heutige Blogartikel diskutiert, was hilft und was nicht, wenn es um den Umgang mit Ängsten in der Folgeschwangerschaft nach einem Sternenkind geht.

Hierbei möchte ich anmerken, dass die Erfahrung einer Folgeschwangerschaft so individuell ist, wie wir Menschen selbst und nicht jede Frau hat starke Ängste und Sorgen oder benötigt professionelle Hilfe. Wenn es dir in deiner Folgeschwangerschaft also gut gehen sollte, mega! Ich freue mich wahnsinnig für dich und kann dir nur sagen: Genieße es!

Meine Arbeit richtet sich aber an die überwiegende Mehrheit von Frauen, denen es nicht so geht. Diese Frauen haben häufig Angst ab beginnendem positiven Schwangerschaftstest und diese Angst begleitet sie mal mehr und mal weniger stark durch ihre Regenbogenschwangerschaft. Für diese Frauen habe ich Regenbogenmamas gegründet, weil ich weiß, dass dieser Zustand nicht so bleiben muss. Wenn es dir so ergeht, dann kannst du vieles aktiv tun, um deine Ängste zu verändern und deine Schwangerschaft wieder genießen zu können.

Im Folgenden liste ich dir 5 wichtige Grundsätze auf, die dir dabei helfen.

1. Professionelle Unterstützung:

Suche nach einer professionellen Begleitung während der Schwangerschaft. Du musst hier nicht allein durch und wenn du selbst keinen Ausweg aus deinen Ängsten siehst, dann lass dir dabei helfen. Hierunter fallen natürlich meine eigenen Angebote, die von 1:1 Coachings mit pränataler Bindungsförderung über Gruppencoachings bis hin zu Workshops reichen. Aber auch jede Form der pränatalen Bindungsförderung ist sehr hilfreich, denn je stärker deine Bindung, desto kleiner deine Ängste. Auch TherapeutInnen, die auf Trauerbewältigung bzw. Sternenkindeltern spezialisiert sind, können dir dabei helfen, deine Ängste zu erkennen, zu akzeptieren und angemessen damit umzugehen.

2. Offene Kommunikation:

Es ist wichtig, über deine Ängste und Sorgen zu sprechen. Sprich mit deinem/r PartnerIn, deiner Familie oder engen Freunden darüber. Nimm sie dabei an die Hand und erkläre ihnen, was dir hilft und was dir nicht hilft. Gerade auch die Übertragung der Ängste und Sorgen deines Umfeldes sollte offen kommuniziert werden, damit deren Ängste dich nicht zu stark beeinflussen.

3. Selbstfürsorge:

Nimm dir Zeit für dich selbst und achte auf dein Wohlbefinden. Mach dir einmal bewusst, was du gerade wuppst. Nicht nur diese aktuelle Schwangerschaft, sondern auch die vorherige mit allem, was dazu gehörte. Du erlebst die Umstellung der Hormone und deines gesamten Körpers. Du hast geboren. Du hattest ein Wochenbett. Du hattest die Trauer. Der Begriff Trauerarbeit trifft es am besten, denn Trauern ist kräftezehrend. Du bist also schon mit einem sehr vollen Rucksack in diese Schwangerschaft gestartet und daher ist es unabdingbar, dass du Wege findest, um Stress abzubauen, sei es durch Meditation, Yoga, Spaziergänge in der Natur oder das Ausüben von Hobbys, die dir Freude bereiten.

4. Informationsbeschaffung:

Wissen kann Ängste mindern. Informiere dich nicht nur über die medizinischen Aspekte deiner Schwangerschaft, um besser informierte Entscheidungen treffen zu können, sondern auch über die Besonderheiten der Folgeschwangerschaft.

  • Warum fühle ich mich wie eingefroren, wenn ich Angst habe
  • Wie kann ich die Vermischungen der Schwangerschaften auflösen?
  • Was erwartet mich im Wochenbett?

Kläre offene Fragen mit deinem Arzt oder deiner Ärztin, um Unsicherheiten auszuräumen. Nutze dabei gerne das VRANNI Muster von Greenbirth. Wende dich für alle Fragen rund um die Folgeschwangerschaft an Fachpersonen, die sich damit auskennen. Damit meine ich keine Facebook-Gruppen, sondern z.B. meine Masterclasses „Vertraue durch das 1. und 3. Trimester“.

5. Das richtige Helfersystem:

Umgib dich mit Menschen, die dich unterstützen und verstehen können. Damit meine ich das private Helfersystem wie das fachliche. Überlege dir, wer was für dich oder mit dir machen kann. Achte darauf, dass dein/e Gyn und deine Hebamme zu dir passen und wechsle ggf. nochmal. Meide ebenso Energieräuber, denn siehe Punkt 3: Du brauchst all deine Energie für dich und diese Schwangerschaft.

Nun folgen noch 4 Punkte, die du vermeiden solltest.

1. Verdrängung:

Versuche nicht, deine Ängste zu unterdrücken oder zu verdrängen. Das kann langfristig zu noch größeren Blockaden führen. Lass deine Gefühle zu und erlaube dir, traurig, ängstlich oder wütend zu sein. Lerne Strategien, wie du mit deinen Ängsten umgehen kannst, ohne dass sie dich oder deine Schwangerschaft völlig bestimmen (Regulierungsmöglichkeiten).

2. Vergleiche mit anderen Schwangerschaften:

Jede Schwangerschaft ist einzigartig. Vergleiche mit anderen Schwangerschaften können zusätzlichen Druck und Ängste verursachen. Konzentriere dich stattdessen auf deine eigene Reise, die du jederzeit ganz hervorragend meisterst. Wenn du noch starke Ängste hast, hole dir Unterstützung. Ich habe in meiner Arbeit schon so häufig gesehen, was für wundervolle Schwangerschaften die Frauen für sich kreiert haben. Falls du den Verlust der Naivität und Leichtigkeit bedauerst, kann ich dir sagen, man braucht keine Naivität für eine schöne Schwangerschaft, sondern Bewusstsein.

3. Schuldgefühle:

Schuldgefühle sind eine natürliche Reaktion nach einem Verlust, aber es ist wichtig, sich nicht selbst die Schuld zu geben. Der Verlust eines Kindes lag außerhalb deiner Kontrolle. Manche Frauen haben Schuldgefühle, weil sie ein neues Kind unter dem Herzen tragen. Mache dir bewusst, dass dein Sternenkind immer Teil deines Lebens und deiner Familie bleiben wird, egal wie viele Kinder noch nachfolgen werden.

4. Isolation:

Vermeide es, dich zurückzuziehen und dich von anderen Menschen abzuschotten. Das kann dazu führen, dass du dich noch einsamer fühlst und deine Ängste noch größer werden. Durch Vermeidung einer Situation übernimmt unsere Fantasie, in der die Situation dann schlimmer dargestellt wird, als sie ist. Suche stattdessen nach sozialer Unterstützung und teile deine Gefühle.

Mein Fazit:

Es ist von äußerster Bedeutung, zu erkennen und zu akzeptieren, dass viele Frauen, die nach einer Verlusterfahrung in der vorherigen Schwangerschaft eine Folgeschwangerschaft erleben, von Ängsten und Unsicherheiten begleitet werden. Diese Emotionen sind tiefgreifend und vielschichtig und sie zu bewältigen, erfordert einen behutsamen, mitfühlenden und ganzheitlichen Ansatz. Genau danach sind alle Angebote von Regenbogenmamas ausgelegt. Vom Selbstlernkurs bis zum Einzelcoaching und Mentoring.

Die Reise einer Folgeschwangerschaft nach einem Sternenkind ist ein emotionales Auf und Ab. Es ist normal, sich in dieser Zeit überwältigt zu fühlen und stellenweise von Ängsten geplagt zu werden, sei es die Angst vor erneutem Verlust, die Angst vor Komplikationen oder die Angst vor der Ungewissheit, was die Zukunft bringen wird. Diese Ängste sind nicht nur verständlich, sondern auch ein Zeichen der Liebe und des Schmerzes, den du für dein Sternenkind empfindest. Sie dürfen Raum in deinem Leben haben.

Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Bewältigung dieser Ängste ist das offene Gespräch. Sprich mit deinem Partner, deiner Familie, deinen Freunden oder anderen Betroffenen über deine Gefühle. Das Teilen deiner Emotionen kann eine immense Erleichterung sein und dir ermöglichen, dich nicht allein zu fühlen.

Du wirst feststellen, dass viele Frauen ähnliche Ängste erleben und dass es eine Gemeinschaft von Menschen gibt, die dich unterstützen möchten.

Neben dem Gespräch kann professionelle Hilfe ein wertvolles Werkzeug sein. Hier kann man dir helfen, die tiefer liegenden Ursachen deiner Ängste zu verstehen und bewältigende Strategien zu entwickeln. Du bekommst Werkzeuge an die Hand, um mit akuten Stresssituationen umzugehen und die dir helfen, Selbstfürsorge-Praktiken zu etablieren.
Gut auf dich selbst zu achten, sowohl physisch als auch emotional, ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Während dieser Zeit ist Selbstfürsorge das oberste Gebot. Das bedeutet, auf deine körperliche Gesundheit zu achten, ausgewogen zu essen, regelmäßige Bewegung zu praktizieren und ausreichend Schlaf zu bekommen. Es bedeutet auch, dir selbst Erlaubnis zu geben, Zeit für Entspannung und Genuss zu nehmen.

Letztendlich ist es wichtig zu betonen, dass eine Schwangerschaft nach einem Verlust trotz aller Herausforderungen eine erfüllende und wertvolle Erfahrung sein kann. Indem du dich deinen Ängsten stellst, sie annimmst und an deiner emotionalen Gesundheit arbeitest, legst du den Grundstein für eine schöne Schwangerschaft. Du bist stärker, als du vielleicht denkst, und ich spreche aus Erfahrung, wenn ich sage, dass ich viele Frauen kenne, die eine schöne Folgeschwangerschaft erfahren haben, mit ihrem Sternenkind tief in ihrem Herzen.

Das kannst auch du, und wenn du das Bedürfnis hast, dich dabei unterstützen zu lassen, dann melde dich gerne bei mir.

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