Über Kontrolle, Vertrauen und Selbstwirksamkeit als Regenbogenmama

11.01.2024

Kategorie(n): Regenbogenschwangerschaft | Ängste, Trigger, Trauma | Kleine Geburt | Stille Geburt

Lara starb in der 38. ssw. Sie war kerngesund. Es gab keinen erkennbaren Grund, weshalb meine Tochter starb. Bei jeder Vorsorgeuntersuchung war alles in bester Ordnung. Ich selbst fühlte mich immer gut und war in einer sehr innigen Verbindung mit ihr.

Dennoch starb sie. Scheinbar aus dem Nichts heraus. Es gibt bis heute keinen klaren medizinischen Grund.

An Laras Tod erkannte und erfuhr ich erstmals, dass Dinge außerhalb meines Machtbereiches liegen. Ich lernte, dass es Bereiche des Lebens gibt, die ich nicht beeinflussen oder gar kontrollieren kann.

Dies war eine völlig neue Erfahrung für mich, die bis dahin ihr Leben immer
völlig nach ihren Bedingungen ausgestaltete. Bis zu Laras Tod lief immer alles irgendwie nach meinem Plan.

Wir sprechen hier häufig von Kontrollverlust. Doch eigentlich ist diese Bezeichnung falsch, denn wie kann ich etwas verlieren, das ich nie hatte?

Fühle jetzt einmal in dich hinein. Spüre achtsam , was es mit dir macht, wenn ich dir sage, dass es im Leben keine 100% Kontrolle gibt. Es gab sie nie und du hast lange Zeit nur in einer Illusion, in deiner ganz persönlichen Matrix gelebt.

Macht dir das Angst?

  • Spürst du Unwohlsein in dir aufkommen?

    Dann lass uns noch tiefer gehen und frage dich, was dir daran Angst macht?

  • Glaubst du, dass Dinge nur gut werden können, wenn du sie kontrollierst?
  • Kennst du es nur so, dass du dich für alles verantwortlich fühlst?
  • Fällt es dir eher schwer zu vertrauen?

    Denn ganz ehrlich, was ist denn so verdammt schwer daran, die Kontrolle auch mal abgeben zu
    dürfen?

Ist es nicht eigentlich ganz wunderbar, wenn du in der Tiefe verinnerlicht hast, dass du das ganze Ding hier (und da meine ich nicht nur die Folgeschwangerschaft, sondern das Leben ganz allgemein) nicht alleine wuppen musst?

Ist es eigentlich nicht ganz geil, Verantwortung abgeben zu dürfen?

Lass und mal schauen, wo diese ganze Kontrolllust ihren Ursprung hat

Kontrollzwang, falsches Verantwortungsgefühl, diese „Ich mach das alleine“ – Haltung hat ihren Ursprung in frühkindlichen Prägungen. In einer tiefen Verletzung, die damals stattgefunden hat und aufgrund derer du den Rückschluss gezogen hast, dass es nur sicher für
dich ist, wenn du die Kontrolle und die Verantwortung hast.

🔴 Vielleicht musstest du schon immer viel Verantwortung übernehmen.

🔴 Vielleicht konntest du dich damals nur auf dich verlassen.

Kontrolle schaffte damals Sicherheit, auch wenn diese natürlich keine wirkliche Sicherheit war.

Doch meine Liebe, thats not true. Es ist nur dein Filter deiner Realität. Die Rückschlüsse, die du damals als Kind gezogen hast, haben dir damals ganz wunderbar gedient. Sie haben dich
hierher gebracht. Sie ließen dich überleben!

Doch heute, als erwachsene Frau, brauchst du sie nicht mehr.

Du darfst dich neu ausrichten und schauen, welche Glaubenssätze und Denkmuster dir wirklich dienlich sind. „Ich muss die Kontrolle über alles haben“, ist es in jedem Fall nicht.

Als ich begann, diese Wahrheit zu akzeptieren, begann ich mich fallen zu lassen. Fallen hinein in die unbekannte Unkontrollierbarkeit des Lebens. Dies war der erste notwendige Schritt, um dem Leben wieder zu vertrauen.

Vertrauen braucht keine Kontrolle.

Kontrolle und Vertrauen schließen sich sogar aus.
Vertrauen braucht Hingabe. Ein Öffnen von Herz und Seele.

In meiner Arbeit mit Regenbogenmamas setze ich daher an genau zwei Punkten an.

Der erste Punkt fällt den meisten Frauen deutlich leichter. Hier geht es darum zu erkennen, dass wir nicht machtlos sind in unserem Leben, sondern auf so viel Einfluss haben. Ja, wir gestalten
unsere Realität und ja, wir können entscheiden, wie wir unsere Schwangerschaft erleben
wollen. Hier ist so viel möglich, was wir tun können, um besser mit den Ängsten umgehen zu können.

Es gibt funktionierende Tools und Strategien, die du für dich in deiner Situation anwenden kannst und wodurch du diesen Einfluss direkt spürst.

Beim zweiten Punkt geht es darum, nichts tun zu müssen und in dieser inneren Haltung die Hingabe an das Leben zurückzufinden. Das ist die Königinnen- Disziplin. Der Advanced Shit, ohne den es aber nie gehen wird. Ohne dieses widerstandslose Vertrauen würde dein Vertrauen lediglich eine versteckte Form von Kontrolle bleiben.

Hier bist du im Bereich deiner Persönlichkeitsentwicklung. Ein Prozess, der durch die einzelnen Schritte in Form von Erkenntnissen und Erfahrungen vollzogen wird. Etwas, das sich nicht mal eben so einstellt, sondern das Zeit und ein langfristiges Commitment braucht.

Das Problem mit der Kontrolle

Ich möchte hier noch ein wenig tiefer gehen. Meistens haben wir das Gefühl kontrollieren zu müssen, weil uns das Vertrauen fehlt.

Dabei kann es sein, dass du
 dir
 deinem Körper
 den anderen
 oder der Welt / dem Universum / dem Leben*
nicht mehr vertraust.

*Fühle gerne mal rein, was es bei dir ist.

Letztendlich beginnt Kontrolle dort, wo Vertrauen aufhört. Sie schafft es, diese Leere zu füllen, die meist mit einem Gefühl von Angst und Unsicherheit einhergeht, in dem sie uns das (Ersatz)Gefühl von Sicherheit gibt. Durch Kontrolle fühlen wir uns also wieder sicher.

 

Hey, aber das ist doch was Gutes, also wo ist dann das Problem?

Dazu musst du verstehen, wo Kontrolle entsteht. Sie entsteht in dem Raum außerhalb von dir und ich gebe dir hier zwei konkrete Beispiele dazu, damit du verstehst, was ich meine.

 Ich versuche meinen Zyklus zu kontrolliere, in dem ich ihn tracke und mit Ovulationstests kontrolliere. → Kontrolle über App und Ovus.
 Ich versuche meine Angst in der Folgeschwangerschaft zu kontrollieren, indem ich mir einen Doppler für zuhause hole und den Herzschlag prüfe.

Kontrolle über den Doppler.
Nun stelle dir einmal die Frage, wie sicher etwas jemals für dich sein kann, wenn es außerhalb von dir liegt? Merkst du selbst, oder ?!

In dem du etwas im Außen zwischen dich und den Zustand legst, den du willst, machst du dich davon abhängig.

Abhängigkeit ist so ziemlich das Gegenteil von Sicherheit.

Deswegen spürst du bei dieser Form der Kontrolle immer, sei es bewusst oder unbewusst, dass du dich nie so richtig sicher fühlst. Entweder hält das Gefühl nur kurz an oder du spürst schon in dem Moment nicht die völlige Erleichterung, die du dir erhofft hast.

Das liegt daran, dass diese Art von Sicherheit durch etwas außerhalb von dir entsteht und nicht in dir.

Was du also brauchst, ist ein Sicherheitsgefühl, das in dir entsteht. Das ist es, worauf du dich verlassen kannst, denn es kommt aus dir heraus. Final ist es auch das, worauf du ausschließlich Einfluss hast – auf dich. Du bist dir dein eigener verlässlicher Hafen. Du bist die, auf die du dich immer verlassen kannst.

Vielleicht liest du das jetzt und denkst dir „F*** nein, das kann ich seit dem Tod meines Babys eben nicht mehr“, dann möchte ich, dass du weißt, dass ich dich verstehen kann.

☝️ Ich kann verstehen, dass dir diese innere Sicherheit fehlt. Es ist die logische Konsequenz nach einer belastenden oder gar traumatischen Erfahrung.
☝️ Ich kann verstehen, dass du dir wünschst, xy oder z zu haben, der dir sagt, was du zu tun hast und viel mehr noch, der dir garantiert, dass alles gut werden wird.
☝️ Ich kann verstehen, dass du keine Lust hast, einfach weil die Kraft fehlt, dir deine Ängste anzusehen und in die innere Arbeit zu gehen, damit deine Kontrolle wieder zu Vertrauen werden kann.

Ich kann es so gut verstehen ♥️.

Ich kann es so gut verstehen und ich kann dir gleichzeitig sagen, dass ich dennoch felsenfest davon überzeugt bin, dass du wieder an den Punkt kommen kannst, dir, deinem Körper, deinem Baby und dem Leben selbst wieder zu vertrauen.

Ich weiß, dass du diese innere Sicherheit, dieses Vertrauen wiederfinden kannst. Ich weiß es, weil ich es konnte und ich weiß es, weil ich es schon bei zahlreichen Frauen in meiner Arbeit gesehen habe.

 

Was das ganze mit Selbstwirksamkeit zu tun hat, das erzähle ich dir jetzt

Was hat es mit diesem Wort überhaupt auf sich? Was genau ist diese Selbstwirksamkeit? Was bedeutet die Eigenverantwortung, wovon gerade so viele reden?

Spannend ist doch schonmal, dass viele gar nicht wissen, was es damit auf sich hat. Falls es dir also auch so geht, möchte ich dir sagen, dass es den meisten Menschen so geht. Wir wissen nicht genau, was es bedeutet, da es etwas ist, was nie gefördert wurde.

Selbst wirksam zu sein bedeutet, das nötige Wissen, die nötigen Skills und die innere Haltung zu haben, eine Situation händeln zu können. Letztendlich bedeutet es, sich selbst zu vertrauen, xyz zu schaffen.

Hiermit meine ich nicht, dass du das alleine schaffen musst. Es ist absolut
selbstwirksam, sich an entsprechenden Stellen jemanden hinzuholen, wenn du das magst. Wichtig dabei ist nur, dass du es bist die entscheidet.

Das bringt uns direkt weiter zur Eigenverantwortung. Auch das kennen die wenigsten und die meisten tun sich daher schwer, diese Eigenverantwortung für sich zu übernehmen. Das Wissen, für sein Leben und seine Entscheidungen verantwortlich zu sein, kann Angst machen.

Es kann Angst machen, wenn man sich selbst nicht vertraut und denkt, andere wüssten es besser. Das ist nicht dein Fehler.

Wie ich oben schon geschrieben habe, ist Eigenverantwortlichkeit nichts, was wir in unserer Gesellschaft und Familie lernen.

Leider wird uns schon ganz früh eingetrichtert, dass die Meinung der anderen über unserer steht und die anderen besser wissen, was für uns gut ist. Das fängt beim Papa an, der dir als Kind gesagt hat, du sollst eine Jacke anziehen obwohl dir nicht kalt war, geht über die Oma, die immer wollte, dass du den Teller leer isst, obwohl du schon satt warst und es endet bei der Schule, die dir immer nur eine mögliche Lösung vorgab und Lernen nichts Intrinisches war, sondern ein Auswendiglernen von vorsortierten Inhalten.

Nein, wir haben nie wirklich gelernt, eigenverantwortlich zu handeln und daher kann es auch so Angst machen.

Es klingt also vielleicht paradox, wenn ich dir sage, dass genau hinter dieser Angst dein Weg ins Vertrauen liegt.

Ich möchte dazu gerne etwas Persönliches mit dir teilen. Für mich entsteht Eigenverantwortung in dieser Schwangerschaft und Geburt auf einem ganz neuen Level. Es ist, als wäre mir zum ersten Mal völlig bewusst, was das bedeutet. Ich brauche weder eine Gyn, noch eine Hebamme, die mir sagen, was für mich in dieser Schwangerschaft gut und sicher ist. Ich sage mir das selbst und, das mag vielleicht banal klingen, doch das war eine krasse Erkenntnis für mich. Es war in all den Schwangerschaften, von Lara bis Leni so klar, wie meine Vorsorge abzulaufen hat und ich habe es nie in Frage gestellt, unabhängig zu entscheiden oder es anders zu machen.

Um ehrlich zu sein, habe ich mir nie Gedanken gemacht.
Das ist jetzt anders, denn ich sage ganz bewusst Nein zu 4 wöchigen Ultraschalluntersuchungen, Zuckertest, Gewichts-und Blutdruckchecks, Routine-CtGs und was es sonst noch gibt. Ich sage dazu NEIN, weil es sich für MICH richtig anfühlt. Eben weil ich das nötige Wissen, die nötigen Skills und die innere Haltung habe,  es händeln zu können.

Dieses Nein ist ein Ja auf tiefster Ebene zu mir und es hat eine völlig neue Dimension in Vertrauen in mich, diese Schwangerschaft und mein Baby entfacht.

Ein Vertrauen, das ich zuvor so noch in keiner Schwangerschaft hatte und das, obwohl diese Schwangerschaft weit von dem bekannten Zuhause und von Kontrolle stattfindet. Ich lege die Schwangerschaft in meine Hände und nicht in externe.

Wie ich schon geschrieben habe, kann eine dauerhafte innere Sicherheit meiner Meinung nach nie entstehen, wenn sie nur im Außen anstatt im Innen kreiert wird.

Genau das nehme ich jetzt ganz deutlich wahr.

Meine liebe Regenbogenmama (2 Be), natürlich möchte ich dir damit nicht sagen, dass du ebenfalls auf die Vorsorge verzichten sollst. Das ist mein Weg und du gehst deinen. Was ich aber aussprechen möchte, ist eine Einladung, wieder selbstwirksam zu werden und dir deine Eigenverantwortung (zurück) zu holen. Du kannst dir das nötige Wissen, die nötigen Skills und die innere Haltung aneignen, die es braucht, damit du wieder Entscheiderin über deine Folgeschwangerschaft wirst und nicht deine Angst oder Menschen im Außen.

Letztendlich ist diese Transformation eine Art Erinnerung an deine innere weibliche Kraft und Stärke. Meiner Meinung nach wurdest du damit geboren, aber dieses Feuer wurde im Laufe deines Lebens immer kleiner und durch den Schicksalsschlag, Sternenmama zu sein, wäre es beinahe ganz erloschen.

 Nur wir können unser Leben leben und das bedeutet, unsere eigenen Entscheidungen frei zu treffen und die Verantwortung dafür zu tragen.
 Nur wir können wissen, was wir brauchen und wo unsere Grenzen liegen.
 Nur wir können uns die innere Sicherheit geben, die es braucht um durch die Folgeschwangerschaft und das Leben allgemein zu gehen.

Diese Sicherheit heißt Vertrauen. Du findest sie in einer radikalen Eigenverantwortung und Selbstwirksamkeit und sie ist das Gegenteil von Kontrolle.

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